Ein kleiner Engel aus Stein. Bemalt. Im Licht der Sonne. Ein leuchtend oranges Kleid, ein großer goldener Flügel. Die Hände, als hielten sie ein Notenblatt. Christ ist erstanden, so könnte er singen. Oder vielleicht auch sie. Engel so denke ich sind weder Mann noch Frau – oder beides. „Christ ist erstanden“, so höre ich diesen Engel singen. „Christ ist erstanden von der Marter alle, des sollen wir alle fröhlich sein, Christ will unser Trost sein, kyrieleis“. Was auch immer euch bewegt, was euch plagt, besorgt, ängstet, was ihr mit euch herumtragt, was ihr einander nachtragt – seit Ostern gilt dieser Ruf des Lebens. Christ ist erstanden. Also steht auch ihr auf. Richtet euch auf. Richtet den Blick nach vorne. Glaubt daran, dass Gott stärker ist als Angst und Tod, als Zweifel und Sorge.

Im Sorgenmachen sind wir ja Meisterinnen und Meister. Und im Ausweichen, auf der Stelle treten, im Zagen und Fragen steckt in jedem von uns ein mehr oder weniger großer Künstler. Der Engel Gottes weiß das. Gott kennt uns. Seine Engel waren daher am Ostermorgen unterwegs. Und sind es seitdem auch zu uns. Im Ostergottesdienst zum Beispiel. Oder im Besuch der Nachbarin, die einen Kuchen bringt, weil man selbst nicht mehr aus dem Haus kann. Oder in der Freundin, der man ein Geheimnis gesagt hat, dass man sich in den Jungen in der Paraklasse verliebt hat. Oder in dem Kirchenvorsteher, der zum Geburtstag hereinschaut. Oder in dem Lieblingsmenschen, der fragt wie es denn geht und es genau weiß, wenn man gedrückt und traurig aussieht, auch wenn wir meinen, wir könnten es verbergen.

Solche Engel brauchen wir.

Ein kleiner Engel aus Stein. Bemalt. Im Licht der Sonne. Was sagt der kleine Engel zu Ihnen?            

Ihr Pfarrer Markus Stambke, Limburg